Sommer 1941. Der Beginn der Operation Barbarossa
Alte Erinnerungen

Sommer 1941. Der Beginn der Operation Barbarossa

Ich habe dieses unbekannte deutsche Archiv auf einer Auktion in Deutschland ersteigert. In einer Plastiktute befanden sich drei Rollen Schwarzweißfilme des deutschen Agfa Isopan F. Leider fehlten Informationen oder Bildunterschriften, und der Verkäufer wusste weder uber die Herkunft der Filme noch uber den Fotografen. Am Anfang jeder Rolle waren die Nummern 1, 2 und 3 am beleuchteten Rand eingeritzt. Dies diente offenbar dazu, die Negative zu identifizieren. Alle Negative waren in gutem Zustand. Es gelang uns, den Kriegspfad des Fotografen wiederherzustellen, doch sein Name und sein Schicksal sind weiterhin unbekannt.

Der Amateurfotograf diente als Soldat in der 290. Infanterie-Division der Wehrmacht unter dem Kommando von Generalmajor Wrede. Die Division bestand aus den Infanterieregimentern 501. unter Oberst Maher, 502. unter Oberst Radisch, 503. unter Oberst Prele und 290. Artillerie-Regiment unter Oberstleutnant Becken. Alle Bilder entstanden zu Beginn des Unternehmens „Barbarossa“ und des deutschen Angriffs auf die UdSSR etwa zwischen Juli und September 1941.

Wenn wir uber die Geschichte der 290. Infanterie-Division sprechen, sollte erwähnt werden, dass sie am 6. Februar 1940 in Munster im 10. Militärbezirk während der 8. Mobilmachungswelle aufgestellt wurde. Mitte Mai 1940 wurde die Division in die Eifel verlegt und nahm von dort am Westfeldzug teil. Die Division durchquerte Belgien und ruckte zum Canal de l’Oise à l’Haina (wörtlich „Kanal von Oise nach Haina“) in Nordfrankreich vor. Nach der Überquerung des Kanals nahm die Division an den Schlachten von Pinon und Leya sowie an der Einnahme von Soissons teil. Nach dem weiteren Vorstoß uber Château-Thierry und Sens ins Loiretal ruckte die Division uber Blois, Tours, Saumur und Angers nach Nantes und Saint-Nazaire an die Atlantikkuste vor. Hier verblieb die Division bei der 6. Armee zur Kustenverteidigung an der Atlantikkuste.

Im März 1941 wurde die Division nach Ostpreußen verlegt. Sie wurde auf einem Bruckenkopf bei Memel (Klaipeda) stationiert. Nach Beginn des Ostfeldzuges durchbrach die Division die sowjetischen Grenzstellungen am Fluss Mituwa, uberquerte diesen 12 Kilometer nordwestlich von Jurburg und nahm an den Kämpfen an der Kituri-Bunkerlinie teil. Nach der Offensive uber den Fluss Dubisa und Gefechten mit verstreuten sowjetischen Panzer- und Infanterieeinheiten bei Surviliskis-Kraakia besetzte sie Dunaburg (Daugavpils, Lettland) und ruckte dann aktiv uber Sebesch, Rudnja, Ostrowo, Idriza, Pustoschka, Opotschka und Welikoje Selo in die Gegend von Staraja Russa vor, wo sie Stellungen an den Flussen Lovat und Pola einnahm. Alle Fotos auf den Filmen eines unbekannten Amateurfotografen entstanden genau in dieser Zeit.

Der Fotograf hielt eine Wehrmachtskolonne fest, die durch besetzte sowjetische Dörfer und Städte marschierte und Flusse auf Pontonbrucken uberquerte, da die meisten Hauptbrucken während des Ruckzugs von der Roten Armee zerstört worden waren. Ausgebrannte und verlassene sowjetische Fahrzeuge säumten die Straßen und Flussufer, hinterlassen vom oft chaotischen Ruckzug der Roten Armee damals. Auf vielen Fotos ist der Blickwinkel höher als die normale Augenhöhe, und manchmal sind verschiedene Pferdeteile im Bild zu sehen. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Fotograf zu Pferd oder in einer Pferdekutsche unterwegs war.

Der Fotograf machte mehrere Aufnahmen von verstreuten Gruppen von Rotarmisten, die wenig Widerstand leisteten. In großen und kleinen Siedlungen sind ausgebrannte Wohnhäuser zu sehen. Von den Privathäusern sind nur noch die Ziegelreste ausgebrannter Öfen ubrig. Auf einem der Bilder hing noch eine Bratpfanne am Ofenkamin. Die Stadt Noworschew in der Region Pskow ist an der Kopfsteinpflasterstraße und der im Hintergrund sichtbaren alten Kirche des Heiligen Wundertäters Nikolaus zu erkennen. Die Kirche selbst wurde vor dem Krieg von den sowjetischen Behörden geschlossen und in eine Garage umgewandelt. An einem der Masten ist ein deutsches Verkehrsschild mit der Aufschrift „Ostrow“ zu sehen. Auf einem anderen Foto, vermutlich ebenfalls aus Noworschew, ist ein an einen Mast gebundener Pluschbär zu sehen, der höchstwahrscheinlich aus dem Heimatmuseum stammt. An der Abzweigung war ein deutsches Verkehrsschild mit der Aufschrift „Opotschka“ zu sehen. Gleichzeitig uberflogen in den benachbarten Aufnahmen deutsche Flugzeuge die Stadt.

Auf den Filmen des Fotografen finden sich auch Bilder von Beerdigungen deutscher Soldaten und deutschen Friedhöfen. Ein Foto zeigt eine Nahaufnahme des Grabes von Heinrich August Knickmann, Kommandeur des II. Bataillons des 501. Infanterieregiments. Knickmann war ein deutscher Politiker (NSDAP), Reichstagsabgeordneter (Parteinummer 16.106) und SS-Mitglied. Er fiel am 5. August 1941 im Rang eines Hauptmanns bei Kämpfen bei Sabolotie (Kreis Starorussky, Oblast Nowgorod). Posthum erhielt er das Deutsche Kreuz in Gold.

Die 290. Infanteriedivision verlor in den Kämpfen in Richtung Starorussk von August bis Januar uber 10.000 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Erfrierungen. Am 9. Januar 1942 gelang der sowjetischen 11. Armee ein Durchbruch im Frontabschnitt der 290. Infanteriedivision sudlich des Ilmensees. Das sowjetische 1. Gardeschutzenkorps ruckte in sudöstlicher Richtung vor und stieß bei Staraja Russa in den Rucken des deutschen 10. Korps. Das deutsche Korps ruckte auf die 1. sowjetische Stoßarmee zu, die sudlich des Seligersees durchgebrochen war, wodurch der Demjansker Kessel, in dem sich die Division befand, geschlossen werden konnte.

Im März 1942 nahm die 290. Infanteriedivision an der Operation „Fallreep“ teil, die von der Sturmgruppe „Seydlitz“ durchgefuhrt wurde, um den Demjansker Kessel aufzubrechen. Die Division blieb bis zu ihrer Evakuierung im Februar 1943 im Kessel. Während der Kämpfe seit Februar in der eingeschlossenen Demjansker Gruppierung erlitt die Division enorme Verluste. So zählte beispielsweise die 6. Kompanie des 503. Infanterieregiments am 19. März 1943 nur noch 9 Soldaten, von denen 7 Erfrierungen erlitten hatten. Die Gesamtzahl der Mann der Division einschließlich der Nachhut betrug am 10. März 1.200 Mann.

Später zog sich die Division hinter den Fluss Pola zuruck und nahm eine neue Verteidigungsposition entlang des Flusses Lovati bis Porusia ein. Teile der Division wurden im Raum Staraja Russa (503. Grenadier-Regiment) und am Pennenskaja-Bogen (501. Grenadier-Regiment) stationiert, während die restlichen Einheiten im Mai 1943 zur Umschulung in die Gegend von Dedowitschi (Dno) und in die Gegend des Dorfes Schapki verlegt wurden. Es folgten Abwehr- und Stellungskämpfe im Raum Maluksy-Lodwa und bei Sinjawino. Im Dezember 1943 verlegte die Division die Division in den Raum Newel an der Kreuzung mit der Heeresgruppe Mitte.

Im Winter 1943/44 wurde die Division reorganisiert. Anfang 1944 kämpfte die Division auf beiden Seiten des Uswoja-Sees. Sie ruckte bis zum Jasno-See vor und beteiligte sich anschließend an Abwehrkämpfen nördlich von Newel. Das 501. Grenadierregiment operierte weiterhin östlich des Kamenez-Sees, das 503. Grenadierregiment bei Nowgorod und die Reste der Division im Raum Polozk. Nach Abwehrkämpfen zwischen den Siedlungen Obol und Ulla am Abschnitt der Westlichen Dwina erfolgte der Ruckzug entlang der Route Polozk – Drissa (Werchnedwinsk) – Rosiza – Kraslava nach Daugavpils – Ilukste – Subate – Akniste – Nereta in die Gegend von Biržai.

Die Division war in Memel (Klaipeda) stationiert und nahm an Angriffs- und Verteidigungskämpfen bei Radviliškis und Biržai teil. Anschließend zog sie sich in den Raum Bauska zuruck und kämpfte bei Koda, Bersmuizha und Zilin an der Position der Hagener Verteidigungslinie. Nach einem weiteren Ruckzug uber Iecava (Eckau) zur Position des Flusses Misa zwischen Riga und Mitava (Jelgava) wurde die Division zum Kurland-Bruckenkopf uber den Fluss Lielupe sudlich von Sloka in den Raum Džukste zuruckgezogen. In Stellungen im Raum sudöstlich von Frauenburg (Saldus) nahm die Division an der ersten Kurlandschlacht bei Irbes-Jaunpils und an Verteidigungskämpfen bei Garakas, Arnikaisa und am Lielauce-See teil. Das 503. Grenadierregiment wurde im Herbst 1944 aufgelöst. 1945 wurde die Division von der Front abgezogen und uber Frauenburg (Saldus) in den Raum Ilmaja verlegt, von wo aus sie erneut im Raum Priekule eingesetzt wurde und an den Abwehrkämpfen bei Ziengenieki, Disbraksi und Krote teilnahm. Die Division wurde in Kurland von sowjetischen Truppen besiegt und gefangen genommen.

Ausgebrannte Wohnhäuser. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsche Soldaten in der Nähe eines ausgebrannten Hauses mit den Überresten eines Ofens. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli-August 194

Die Überreste des Ofens eines ausgebrannten Wohnblocks. Eine Bratpfanne hängt noch immer am Schornstein. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Eine deutsche Kolonne bewegt sich entlang einer Stadtstraße an ausgebrannten Häusern vorbei. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Eine deutsche Kolonne bewegt sich entlang einer Stadtstraße an ausgebrannten Häusern vorbei. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Eine deutsche Kolonne bewegt sich entlang einer Stadtstraße an ausgebrannten Häusern vorbei. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Eine deutsche Kolonne bewegt sich entlang einer Stadtstraße an ausgebrannten Häusern vorbei. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Die zentrale Straße der Stadt. Im Hintergrund ist die alte St.-Nikolaus-Kirche zu sehen. Die Kirche selbst wurde vor dem Krieg von den sowjetischen Behörden geschlossen und in eine Garage umgewandelt. Rechts am Mast ist ein Verkehrsschild in Deutsch-Ostrow zu sehen. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Eine deutsche Kolonne marschiert eine Stadtstraße entlang ausgebrannter Wohnhäuser. Noworschew, Gebiet Pskow, UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsche Soldaten uberqueren den Fluss auf einer Pontonbrucke. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsche Soldaten uberqueren den Fluss auf einer Pontonbrucke. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

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Deutsche Soldaten uberqueren den Fluss auf einer Pontonbrucke. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Gräber deutscher Militärs. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Gräber deutscher Militärs. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

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Deutsches Militär schält Kartoffeln. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsches Militär schält Kartoffeln. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

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Deutsches Militär schält Kartoffeln. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsches Militär schält Kartoffeln. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

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Deutsche Soldaten bei einer Rast. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Deutsche Soldaten bei einer Rast. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

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Deutsche Soldaten bei einer Rast. UdSSR (Russland). Juli – August 1941

Ein deutscher Friedhof in einem besetzten sowjetischen Dorf. UdSSR (Russland). August 1941

Ein deutscher Friedhof in einem besetzten sowjetischen Dorf. UdSSR (Russland). August 1941

Grab von Heinrich August Knickmann – Kommandeur des 2. Bataillons des 501. Infanterieregiments. Knickmann war ein deutscher Politiker (NSDAP), Reichstagsabgeordneter (Parteinummer 16.106) und Mitglied der SS. Er fiel am 5. August 1941 im Rang eines Hauptmanns im Kampf bei Sabolotie (Kreis Starorussky, Gebiet Nowgorod). UdSSR (Russland). August 1941

Ein deutscher Friedhof in einem besetzten sowjetischen Dorf. UdSSR (Russland). August 1941

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