🚀 Schmetterling-Rakete: Deutschlands geheimes Flugabwehr-Projekt im Zweiten Weltkrieg
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte das Deutsche Reich verzweifelt, neue Technologien zu entwickeln, um der wachsenden Luftuberlegenheit der Alliierten entgegenzuwirken. Eines dieser ambitionierten Projekte war die Henschel Hs 117 Schmetterling
– eine funkgelenkte Boden-Luft-Rakete, die vielversprechend begann, jedoch nie in Serie ging.
Der Name Schmetterling, so harmlos er auch klingen mag, täuscht uber den eigentlichen Zweck dieser Waffe hinweg. Die Hs 117 war eine tödliche Innovation, entwickelt vom Henschel-Konzern, mit dem Ziel, alliierte Bomberverbände auf ihrem Weg nach Deutschland abzufangen. Ihr erster Entwurf stammte aus dem Jahr 1941, doch die Arbeiten begannen erst 1943 ernsthaft, als die Bombardierungen deutscher Städte drastisch zunahmen.
Die Rakete war etwa 4 Meter lang und wog rund 450 Kilogramm. Sie verfugte uber ein konventionelles Sprengkopfgewicht von etwa 25 Kilogramm und erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu 900 km/h. Der Antrieb erfolgte durch einen Flussigtreibstoffraketenmotor, der fur seine Zeit äußerst fortschrittlich war.
Gesteuert wurde die Hs 117 per Funk vom Boden aus – ein System, das viel Geschick und Timing erforderte, da der Bediener die Rakete visuell auf das Ziel lenken musste. In der Praxis bedeutete das, dass zwei Soldaten gemeinsam arbeiteten: einer verfolgte das Ziel durch ein Fernglas, während der andere die Rakete per Joystick dirigierte. Diese Art der Steuerung war allerdings extrem anfällig fur Störungen – sowohl technischer als auch menschlicher Art.
Neben der Boden-Luft-Version entwickelte man auch eine Luft-Luft-Variante: die Hs 117H, die unter Flugzeugen montiert und gegen gegnerische Bomber eingesetzt werden sollte. Auch hier blieb es jedoch bei Tests und Prototypen. Technische Schwierigkeiten, Ressourcenmangel und die zunehmend chaotische Lage in Deutschland gegen Kriegsende verhinderten eine Serienproduktion.
Im Jahr 1944 wurden mehrere Teststarts durchgefuhrt – mit teils beeindruckenden Ergebnissen. Doch der technische Fortschritt konnte nicht mit der sich rapide verschlechternden Kriegslage mithalten. Obwohl eine Serienfertigung fur Anfang 1945 geplant war, wurde das Projekt im Februar desselben Jahres offiziell gestoppt. Es war zu spät, zu teuer und zu kompliziert fur ein Reich, das an allen Fronten unter Druck stand.
Ruckblickend gilt die Henschel Hs 117 Schmetterling
als ein faszinierendes Beispiel fur die technologische Kreativität – und zugleich Verzweiflung – des Dritten Reichs in seinen letzten Monaten. Während alliierte Mächte wie die USA und Großbritannien vor allem auf konventionelle Luftabwehrsysteme setzten, experimentierte Deutschland mit einer Reihe neuartiger Raketensysteme – darunter die beruhmte V2, die Me 262 (das erste einsatzfähige Dusenflugzeug) und eben auch die Schmetterling-Rakete.
Heute ist von der Hs 117 nur wenig erhalten geblieben. Einige wenige Prototypen oder Fragmente befinden sich in Museen oder Archiven. Doch die Idee, Raketen zur Luftverteidigung einzusetzen, wurde nach dem Krieg von vielen Nationen weiterentwickelt – und gilt als Vorläufer moderner Systeme wie dem Patriot oder dem S-400.
Die Hs 117 Schmetterling ist ein Stuck vergessener Geschichte – ein Projekt, das nie wirklich zum Einsatz kam, aber zeigt, wie rasant sich die Kriegsfuhrung und Technik in nur wenigen Jahren veränderte. Fur Historiker und Technikinteressierte bleibt sie ein spannendes Kapitel der deutschen Raketentechnologie im Zweiten Weltkrieg.