
Die Marder-III-Serie war eine improvisierte Panzerabwehrwaffe, die entwickelt wurde, um den verbesserten russischen Panzern der Wehrmacht an der Ostfront Paroli zu bieten. Im Zweiten Weltkrieg kamen verschiedene Modelle (Ausf.) zum Einsatz, die erfolgreicher waren als man vermuten wurde.

Der aktuelle Krieg in der Ukraine hat mehr Diskussionen uber Panzer und gepanzerte Fahrzeuge ausgelöst als jemals zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 1945, selbst als das Dritte Reich in Trummern lag, herrschte in der Öffentlichkeit und im Militär Konsens daruber, dass deutsche Panzer nahezu unaufhaltsame Panzerungeheuer gewesen seien. Doch das war im Zweiten Weltkrieg nicht immer so, und die Wurzeln des Panzerwettrustens liegen an der russischen Front, einem Schlachtfeld, das fur die westlichen Alliierten oft unsichtbar war.
Mit dem Fall Frankreichs im Juni 1940 war die deutsche Panzertruppe bereits legendär. Nur der Ärmelkanal schien die Nazi-Panzer davon abzuhalten, uber Großbritannien hinwegzurollen und den Sieg in Westeuropa zu erringen. Die Geschwindigkeit des deutschen Vormarsches war unglaublich, und die Panzer sturmten nahezu ungehindert durch Belgien und Frankreich, während Stukas uber ihnen heulten.

Die Deutschen mussten jedoch feststellen, dass ihre bemerkenswerten Erfolge 1939/40 eher auf ihre neuen kombinierten Waffentaktiken als auf die Qualität ihrer fruhen Panzerkonstruktionen zuruckzufuhren waren. Obwohl die deutschen Panzertruppen noch in ihre eigenen Presseberichte vertieft waren, erlebten sie bald einen gewaltigen technologischen Schock.
Als Hitler im Sommer 1941 seine Aufmerksamkeit dem Osten zuwandte, hatten sich die deutschen Panzer im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Viele der leichten Panzer I und II waren noch im Einsatz, erwiesen sich jedoch im Panzerkampf als wirkungslos. Die Bewaffnung des Panzer III war von einer 37-mm- auf eine kurzläufige 50-mm-Kanone (KwK 38 L/42) erweitert worden, und der Panzer IV behielt seine langsame 75-mm-Kanone (KwK 37 L/24).

In der Anfangsphase des Unternehmens Barbarossa drangen die Panzer tief in sowjetisches Gebiet ein und eroberten oder vernichteten ganze Divisionen der Roten Armee. Dennoch war die Panzerabschussquote von 6:1 zugunsten der Deutschen besonders trugerisch. Neben den zahlreichen und in die Jahre gekommenen T-26- und BT-Typen (Kavalleriepanzern) der Roten Armee tauchten zwei neue Typen auf: der mittlere Panzer T-34 und der schwere Panzer KW-1. Diese neuen gepanzerten Gegner sorgten bei den Panzertruppen und den deutschen Panzerabwehreinheiten fur einen ziemlichen Schock.

Beide Fahrzeuge waren mit einer 76,2-mm-Hauptkanone ausgestattet, die alles, was deutsche Panzer damals besaßen, in den Schatten stellte. Der 29 Tonnen schwere T-34 war nicht nur schnell, sondern verfugte auch uber ein neues Konzept stark geneigter Panzerung. Die 47 mm starke Frontpanzerung des T-34 war um 60 Grad geneigt, die 45 mm starke Seitenpanzerung um 41 Grad – wodurch viele Schusse, die sonst möglicherweise durchgeschlagen hätten, effektiv abgewehrt wurden. Während der 50 Tonnen schwere KV-1 sich nur schwerfällig bewegte, war seine Panzerungsstärke besonders beeindruckend. Sie betrug 90 mm an der Frontplatte und 75 mm an den Seiten.

Besonders beunruhigend fur die deutsche Infanterie war, dass ihre damals am häufigsten eingesetzten Panzerabwehrkanonen, die 37-mm-Pak 36, die Panzerung der neuesten sowjetischen Panzer kaum beschädigen konnten. Die 50-mm-Pak 38 war nur in geringer Stuckzahl verfugbar und konnte die neuen roten Panzer nur von der Seite und auch nur auf kurze Distanz durchdringen.

Das beruhmte 88-mm-Geschutz Flak 18/Flak 36 war verfugbar und bot eine enorme Panzerabwehrfähigkeit – seine Wirksamkeit gegen gut gepanzerte Fahrzeuge war erwiesen, seit es ab dem Frankreichfeldzug im Fruhjahr 1940 in Notsituationen gegen feindliche Panzer eingesetzt wurde. Unglucklicherweise fur die Deutschen wurden die 88-mm-Geschutze im Jahr 1941 normalerweise zur Flugabwehr eingesetzt.

Zur Verteidigung gegen sowjetische Panzerangriffe mussten die Besatzungen ihre Kanonen provisorisch machen und neu aufstellen, um ihre Waffen in einer Rolle einsetzen zu können, in der sie wenig Erfahrung hatten. Im Jahr 1941 war eine speziell entwickelte 88-mm-Panzerabwehrkanone noch fast zwei Jahre entfernt.
Auch die deutschen Kampfpanzer hatten gegen den T-34 und den KW-1 Schwierigkeiten. Der Panzer III war kurzlich mit einer 50-mm-Kurzrohrkanone (KwK 38 L/42) aufgerustet worden, doch diese erwies sich gegen die neue Generation sowjetischer Panzer als wenig wirksam. Der Panzer IV trug weiterhin eine 75-mm-Kurzrohrkanone (KwK 37 L/24) und setzte gegen gepanzerte Ziele Hohlladungs-Panzerabwehrgeschosse ein. Gegen den T-34 und den KW-1 konnten deutsche Panzer nur durch Manöver einen Treffer erzielen, um seitlich oder vorzugsweise von hinten getroffen zu werden.
Die deutschen Bedenken gegenuber den neuen sowjetischen Panzern zeigen sich in den Kommentaren einiger ihrer Kommandeure. General Paul von Kleist bezeichnete den T-34 1941 als „den besten Panzer der Welt“, während der beruhmte deutsche Panzerbefurworter Heinz Guderian behauptete, er sei den damaligen deutschen Panzern weit uberlegen.

Im Fruhjahr 1942 wurde die Diskrepanz zwischen der deutschen Panzerabwehrfähigkeit und der Anzahl der T-34- und KW-1-Panzer immer größer. Deutschlands Bedarf an Panzerabwehr (AT) war zweifach: Erstens musste schnell eine Panzerabwehrkanone gefunden werden, die den neuen sowjetischen SPz auf uber 500 Meter effektiv standhalten konnte. Zweitens musste die Panzerabwehrwaffe mobil genug gemacht werden, um mit den Panzertruppen mithalten zu können.

Zusätzlicher Druck bestand in der Geschwindigkeit, mit der eine Lösung konzipiert, produziert und in Betrieb genommen werden konnte, und naturlich in den finanziellen Kosten. Eine Übergangslösung wurde entwickelt und montiert, bestehend aus einer Kombination aus einem vorhandenen Panzerfahrgestell und einem hochwirksamen Feldgeschutz, das in großer Zahl von den Russen erbeutet worden war – dem „Marder III, Sd.Kfz. 139“.
Als Deutschland 1939 die Tschechoslowakei ubernahm, erbte die Wehrmacht eine Reihe hochwertiger Waffensysteme, darunter den Panzer 38(t). 1942 war der 38(t) kein leistungsfähiger Kampfpanzer mehr (er war nur mit einer 37-mm-Kanone bewaffnet und durch höchstens 50 mm Panzerung geschutzt), doch sein Fahrgestell blieb eine hocheffektive Fahrzeugplattform. Beginnend mit der Marder-Panzerjägerserie wurde das Fahrgestell des Panzer 38(t) fur eine Vielzahl von Selbstfahrlafetten angepasst. Die Produktion des Standard-Panzer 38(t) Ausf. G wurde eingestellt, und der Turm wurde durch einen dunn gepanzerten Aufbau ersetzt, der mit dem Fahrgestell verschraubt war.

Das resultierende Fahrzeug hatte ein offenes Dach und Heck und verfugte lediglich uber eine ubergroße Panzerung (10 mm) fur die Geschutzbesatzung: Schutze, Ladeschutze und Kommandant. Das Fahrzeug war höher als der Standard-Panzer 38(t) und mit seiner dunnen Panzerung und dem offenen Dach war der Marder nie als „Panzer“ gedacht, sondern eher als Panzerjäger, der feindliche Panzer verfolgte und aus dem Hinterhalt feuerte.
Das 38(t)-Fahrgestell war relativ klein, und im Kampfraum gab es wenig Platz fur Munition (normalerweise etwa 30 Schuss 75 mm) oder die persönliche Ausrustung der Besatzung. Daher sieht man viele Marder III mit einem kleinen Anhänger im Schlepptau, und Versorgungsfahrzeuge waren in der Regel nie allzu weit entfernt.

Von April bis November 1942 wurden im CKD-Werk in der Tschechoslowakei insgesamt 344 Marder III gebaut. Anfang 1943 entstanden 19 weitere Marder III durch die Modernisierung noch im Einsatz befindlicher Standardpanzer 38(t).
Während des Einmarsches in die Sowjetunion 1941 erbeutete die Wehrmacht uber 1.200 Exemplare des 76-mm-Feldgeschutzes Modell 1936 der Roten Armee. Die erbeutete sowjetische Kanone war eine mächtige Waffe, und obwohl sie als Panzerabwehrkanone in mancher Hinsicht schwächelte, erkannten die Deutschen ihr Potenzial. Die Wehrmacht versuchte, der sowjetischen Panzerbedrohung mit ihrer selbstentwickelten 7,5-cm-Pak 40 entgegenzuwirken. Die Produktion der Pak 40 lief jedoch erst 1942 auf Hochtouren.

Um die Lucke bis zur Fertigstellung der Pak 40 zu schließen, begannen deutsche Ingenieure mit einem schnellen Modernisierungsprogramm fur die erbeuteten russischen Geschutze. Der Geschutzschild wurde verkleinert und das Handrad fur den Querverstellbereich auf die linke Seite des Geschutzes, in die Nähe des Visiers, verlegt. Das ursprungliche russische Feldvisier wurde durch ein geeignetes Panzerabwehrvisier ersetzt, an dem ein deutsches Standard-ZF-3×8-Zielfernrohr montiert werden konnte.
Die neue Waffe hieß ursprunglich „FK36(r)“. Als die umgebaute russische Kanone mit verbesserten waffenabwehrenden Eigenschaften, darunter einer Mundungsbremse, ausgestattet und fur die deutsche Hochleistungsmunition Pak 40 umgerustet wurde, erhielt sie den Namen „Panzerabwehrkanone 36(russisch)“ bzw. 7,62 cm PaK 36(r).

Trotz seiner gemischten Herkunft erwies sich die Pak 36(r) als ebenso effektiv wie die rein deutsche Pak 40. Und getreu dem alten Sprichwort „Verfugbarkeit ist die beste Fähigkeit“ war die Pak 36(r) in den Schlachten des Jahres 1942 bereit, alliierten Panzern entgegenzutreten. Der Marder III wiederum gab deutschen Panzerabwehreinheiten enormen Auftrieb, als sie ihn am meisten brauchten. Obwohl das Fahrzeug recht hoch war, wenig Panzerschutz fur die Besatzung bot und wenig Stauraum bot, machte die Effektivität seiner Kanone diese Mängel wett.

Die meisten Marder III wurden an der russischen Front und in den erbitterten Panzerschlachten im Osten eingesetzt. Etwa 75 davon gingen an das Afrikakorps, und in der Endphase der Kämpfe in Nordafrika forderten die Marder einen hohen Tribut an britischen Panzern.
Das Folgende stammt aus einem britischen Bericht uber einen erbeuteten deutschen Panzerjäger Marder III. Die Variante des Marder III wurde von der britischen Armee in Nordafrika erbeutet.
Der Hauptrumpf und die Aufbauten dieses Fahrzeugs sind im Wesentlichen dieselben wie beim tschechischen leichten Panzer Pz. Kw. 38(t), der Gegenstand des vorläufigen STT-Berichts Nr. 1 ist.
Es wird durchgängig eine verschraubte und genietete Konstruktion verwendet, die der ublichen tschechischen Praxis aus der Vorkriegszeit entspricht. Schweißarbeiten werden bei der Hauptkonstruktion nicht vorgenommen.

Der Umbau zu einer selbstfahrenden Lafette erfolgte durch die Demontage des Turms und der Aufbauplatte, wobei die Halterung fur den Drehkranz der Kanone an vier Punkten mit dem Winkelprofil verschraubt wurde, das fruher die Aufbauplatte trug.
Dieses Winkelprofil trägt auch den dreiseitigen unteren Geschutzschild bzw. Aufbau, dessen schräge Seiten uber die Kettenschutzbleche hinausragen. Die Vierpunktlagerung dient auch als Versteifung fur die Oberseite der Seitenplatten des Rumpfes.

Der obere Waffenschild, ebenfalls dreiseitig, ist oben und hinten offen. Er ist mit plattenförmigen Halterungen am Geschutz und mit Bolzen am originalen vorderen Waffenschild befestigt. Die obere hintere Ecke der Seitenplatten wird durch eine 1-Zoll-Zugstange stabilisiert.
Der mechanische Aufbau und die Komponenten sind identisch mit denen des tschechischen leichten Panzers Pz. Kw. 38(t).
Die Lenkung dieses Fahrzeugs ist identisch mit der des zuvor untersuchten Pz. Kw. 38(t). Die Möglichkeit einer genaueren Untersuchung hat ihr Funktionsprinzip deutlicher gemacht.
Jede Lenkeinheit besteht aus einer Mehrscheibenkupplung und einem zusammengesetzten Planetengetriebe vom Typ „Twin Sun“.
Die erste Bewegung des Lenkhebels löst die Kupplung und betätigt die Planetenradbremse, wodurch eine Untersetzung fur eine kraftvolle Wende erreicht wird. Eine Schleuderwende wird erreicht, indem der Hebel in die Ausgangsposition zuruckgebracht und vollständig zuruckgezogen wird, während ein federbelasteter Stößel an seinem Ende gedruckt wird. Dieser Stößel betätigt einen Wählschieber im Hebel, der die Betätigungsstange einer zweiten Bremstrommel, die mit der Antriebswelle verzahnt ist, in Eingriff bringt. Gleichzeitig wird die Lenkkupplung gelöst, wodurch der Antrieb vom Kegelradgetriebe getrennt wird.
Im Fahrerraum ist die Installation von zwei Funkgeräten (einem Empfänger und einem Sender) vorgesehen. Anschlusse an die Geräte sind nur fur den Bediener und den Richtschutzen vorgesehen.

Die ubliche 2-Meter-Stabantenne wird auf der linken Seite des Aufbaus getragen und ist fest montiert.
Das Laden und Starten ist gegenuber dem normalen tschechischen 38(t)-Panzer unverändert. Die Außenbeleuchtung beschränkt sich auf einen abgeschirmten Scheinwerfer und ein Rucklicht mit Abstandsanzeige nach deutschem Vorbild, während die Innenbeleuchtung durch eine Girlandenlampe fur die Funkgeräte gewährleistet wird.

Das Fahrzeug ist an seinen unförmigen Linien leicht zu erkennen. Von vorne verleiht ihm die niedrige Frontplatte mit den steil ansteigenden Geschutzschilden ein deutlich kopflastiges Aussehen. Die Breitseite wirkt ebenso unausgewogen, wobei der lange Lauf und die schwere Mundungsbremse der 7,62-cm-Kanone hervorstechen.
Der offene Aufbau und die Geschutzblende sowie die Grillmusterhalterung am Heck der Kampfplattform bilden nutzliche Erkennungspunkte.
Das Fahrzeug ist offensichtlich anfällig fur Angriffe jeglicher Art von der Seite, von hinten oder aus der Luft. Die Visiere sind alle anfällig fur Angriffe mit Kleinwaffen und können nicht geschlossen werden.
Man darf nicht vergessen, dass der Marder und ähnliche Fahrzeuge nie als Ersatz fur Kampfpanzer gedacht waren. Sie waren spezialisierte Panzerjäger, dunn gepanzerte Panzerabwehr-Scharfschutzen, die aus dem Hinterhalt operierten und nicht in der Lage waren, sich mit feindlichen Panzern zu messen oder an Nahangriffen auf feindliche Infanterie teilzunehmen.

Es handelte sich um eine zusammengeschusterte Konstruktion, bei der die Teile, die unmittelbar vor Kriegsende verfugbar waren, optimal genutzt wurden. Allein aus dieser Perspektive muss der Marder sowohl auf dem Schlachtfeld als auch in der Produktion als Erfolg gewertet werden.