Krupp K5(E) – Deutschlands gigantisches Eisenbahngeschutz im Zweiten Weltkrieg.
Alte Erinnerungen

Krupp K5(E) – Deutschlands gigantisches Eisenbahngeschutz im Zweiten Weltkrieg.

m Zeitalter des industriellen Krieges suchten alle Großmächte nach Wegen, Feuerkraft mit Mobilität zu verbinden. Eine der beeindruckendsten Antworten Deutschlands auf diese Herausforderung war das Krupp K5(E), ein gigantisches Eisenbahngeschutz, das in vielerlei Hinsicht die Spitze deutscher Ingenieurskunst im Bereich der schweren Artillerie darstellte.

Die Bezeichnung „K5(E)“ steht fur die funfte Serie von Kanonen auf Eisenbahnwagen (E = Eisenbahn). Entwickelt wurde das Geschutz von der Firma Krupp in den 1930er Jahren. Es war das Ergebnis langjähriger Forschung an Langstreckenartillerie, die bereits im Ersten Weltkrieg mit Geschutzen wie der „Dicken Bertha“ begonnen hatte.

Das K5(E) war ein technisches Monstrum: Es wog uber 200 Tonnen, konnte 283-mm-Granaten abfeuern und erreichte eine Reichweite von bis zu 64 Kilometern – mit spezieller raketenunterstutzter Munition sogar bis zu 151 Kilometern. Die Wirkung dieser Granaten war verheerend: Sie konnten gegnerische Stellungen, Infrastruktur und sogar Truppenansammlungen aus großer Entfernung zerstören, oft ohne dass der Gegner wusste, woher das Feuer kam.

Eines der Hauptprobleme bei so großen Geschutzen ist ihre Zielausrichtung. Da das K5(E) auf Gleisen montiert war, war die horizontale Ausrichtung auf das Ziel nur sehr begrenzt möglich. Um die Richtung zu ändern, mussten gebogene Gleise genutzt oder spezielle Drehplattformen (sogenannte Vögele-Drehscheiben) installiert werden – eine logistische Herausforderung, aber dennoch effektiv.

Insgesamt wurden etwa 25 Einheiten des K5(E) gebaut. Zwei davon wurden besonders beruhmt: „Anzio Annie“ und „Leopold“, die während der Kämpfe an der italienischen Kuste bei Anzio zum Einsatz kamen. Die Alliierten waren so beeindruckt (und erschrocken) von diesen Waffen, dass sie versuchten, ihre Bewegungen aus der Luft zu verfolgen und zu zerstören. Doch dank Tarnung, Mobilität und gut vorbereiteten Stellungen gelang es den deutschen Einheiten immer wieder, die Geschutze einzusetzen und sich rechtzeitig zuruckzuziehen.

Auch an der französischen Atlantikkuste und an der Ostfront kam das K5(E) zum Einsatz. Dabei wurde es weniger zur direkten Bekämpfung von Panzern oder Infanterie verwendet, sondern vor allem zur Störung von Nachschublinien, Eisenbahnknotenpunkten und feindlichen Artilleriestellungen – eine Rolle, in der seine Reichweite von unschätzbarem Wert war.

Nach dem Krieg wurden einige der verbliebenen Geschutze von den Alliierten untersucht. Heute sind nur noch wenige Exemplare erhalten geblieben. Das bekannteste davon steht im United States Army Ordnance Museum in Fort Lee, Virginia. Dort kann man das K5(E) aus nächster Nähe betrachten – eine Erinnerung an die gewaltigen technischen Mittel, die im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden.

Trotz all seiner technischen Raffinesse konnte das K5(E) den Kriegsverlauf nicht entscheidend beeinflussen. Es war ein Symbol fur die deutsche Hoffnung, mit High-Tech-Waffen eine Wende herbeizufuhren – ein Konzept, das sich durch viele andere Projekte dieser Zeit zieht, von den V2-Raketen bis hin zu neuartigen U-Boot-Typen.

Heute fasziniert das Krupp K5(E) vor allem durch seine Ingenieurskunst, seine Größe und seine Rolle in der Geschichte der militärischen Technologie. Es ist ein Beispiel fur die Kombination aus industrieller Macht und militärischem Ehrgeiz – und zugleich eine Mahnung, wie weit Technik im Dienst der Zerstörung gehen kann.

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