Eine Mutter zeigt einem heimkehrenden Kriegsgefangenen ein Bild ihres Sohnes, 1947
Alte Erinnerungen

Eine Mutter zeigt einem heimkehrenden Kriegsgefangenen ein Bild ihres Sohnes, 1947

Ein lächelnder Kriegsgefangener, der nach Wien heimkehrt, kommt an einer Frau vorbei, die in einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung ein Foto hochhält.

Diese ikonischen Fotografien entstanden 1947 am Wiener Sudbahnhof, wo der Fotograf Ernst Haas die bewegenden Szenen der Ruckkehr der ersten 600 österreichischen Kriegsgefangenen aus Osteuropa miterlebte. Haas’ Bilder zeigen die Vorfreude und Trauer der Menschen, die unter den Überlebenden nach ihren verlorenen Angehörigen suchen.

Die von den Amerikanern in Munchen herausgegebene Zeitschrift „Heute“ veröffentlichte den Artikel erstmals im August 1949. Nur eine Woche später wurde er in der damals fuhrenden Illustrierten, „American Life“, nachgedruckt und bescherte Haas damit seinen Durchbruch als Fotojournalist.

Die Sowjetunion nahm während und kurz nach dem Krieg 2.388.000 Deutsche und 1.097.000 Kämpfer aus anderen europäischen Ländern gefangen. Mehr als eine Million der deutschen Gefangenen starben. Das immense Leid, das Deutschland und seine Achsenmächte verursacht hatten, spielte sicherlich eine Schlusselrolle bei der Behandlung feindlicher Kriegsgefangener.

„1945 war es in den Augen der Sowjets an der Zeit, dafur zu bezahlen“, schrieb der britische Militärhistoriker Max Arthur. „Bei den meisten russischen Soldaten war jeglicher Instinkt fur Mitleid oder Gnade irgendwo auf den hundert Schlachtfeldern zwischen Moskau und Warschau gestorben.“

Die Menschenmengen in Wien, die darauf warten, heimkehrende Gefangene zu begrußen, zeigen unterschiedliche Gefuhlszustände, die von Stoizismus bis Hysterie reichen.

Eine Frau begrußt ihren Sohn, einen österreichischen Kriegsgefangenen, der nach Wien heimkehrt.

Das Regime Josef Stalins war fur den Umgang mit Gefangenen schlecht gerustet: Als 1943 immer mehr feindliche Einheiten in sowjetische Hände fielen, lag die Sterberate unter Kriegsgefangenen bei etwa 60 Prozent.

Rund 570.000 deutsche und kriegsgefangene Soldaten waren bereits in Gefangenschaft gestorben. Im März 1944 begannen sich die Bedingungen zu verbessern, allerdings aus wirtschaftlichen Grunden: Da die UdSSR ihre Arbeitskräfte fur den Krieg einsetzte, griff sie auf Kriegsgefangene als Ersatzarbeitskräfte zuruck.

Die Sowjetunion repatriierte in unregelmäßigen Abständen Gefangene, manchmal in großer Zahl. Noch 1953 befanden sich jedoch mindestens 20.000 deutsche Kriegsgefangene in Russland. Nach Stalins Tod wurden diese Männer schließlich nach Hause geschickt.

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