Fotos zeigen Stalins Sohn Jakow Dschugaschwili, der 1941 von den Deutschen gefangen genommen wurde
Alte Erinnerungen

Fotos zeigen Stalins Sohn Jakow Dschugaschwili, der 1941 von den Deutschen gefangen genommen wurde

Jakow Dschugaschwili wurde 1941 von den Deutschen gefangen genommen.

Jakow Dschugaschwili, Stalins ältester Sohn, diente im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee und geriet in der Anfangsphase des deutschen Einmarsches in die UdSSR in Gefangenschaft oder ergab sich. Über seinen Tod kursieren – wie uber alle wichtigen Ereignisse in seinem Leben – noch immer viele widerspruchliche Legenden.

Jakow, geboren 1907, war der Sohn von Stalins erster Frau, Jekaterina Swanidse. Seine Mutter starb wenige Monate später, und er wuchs bei seinem Onkel mutterlicherseits auf, der ihn zu einer höheren Bildung drängte.

Er reiste nach Moskau, lernte Russisch (seine Muttersprache war Georgisch) und absolvierte schließlich eine Militärakademie. Jakow und sein Vater Stalin kamen nie miteinander aus. Angeblich bezeichnete Stalin Jakow einmal als „einfachen Schuster“.

Ihre Beziehung erreichte 1925 ihren Höhepunkt, als Jakow mit der Tochter eines orthodoxen Priesters, Zoja Gunina, zusammenlebte. Der empörte Stalin weigerte sich jedoch, die junge Frau aufzunehmen, die einst Jakows Klassenkameradin gewesen war.

Infolge der ständigen Konflikte unternahm der schwer verletzte junge Mann einen Selbstmordversuch. Die Kugel durchbohrte zwar seine Lunge, verfehlte aber sein Herz. Der Diktator warf daraufhin sarkastisch ein: „Das konntest du doch nicht einmal richtig machen.“

Dschugaschwili wurde am 16. Juli 1941 während der Schlacht von Smolensk gefangen genommen. Es ist unklar, ob Jakow gefangen genommen wurde oder sich ergab. Im Februar 2013 veröffentlichte Der Spiegel Beweise, die er als Hinweis darauf interpretierte, dass Jakow sich ergeben hatte.

In einem vom Spiegel zitierten Brief des Brigadekommissars von Dschugaschwili an den politischen Direktor der Roten Armee heißt es, nach der Bombardierung von Dschugaschwilis Batterie durch die Deutschen hätten er und ein anderer Soldat zunächst Zivilkleidung angezogen und seien geflohen. Irgendwann sei Dschugaschwili dann jedoch zuruckgeblieben und habe gesagt, er wolle bleiben und sich ausruhen.

Jascha war Stalins ältester Sohn.

Anderen Quellen zufolge wurde der sich zuruckziehende Jakow Dschugaschwili offenbar von den unzufriedenen Untertanen seines Vaters, den russischen Muschiks, die das Kolchos-System und die Sowjetmacht im Allgemeinen hassten, an die Deutschen ausgeliefert.

In den ersten Stunden nach seiner Gefangennahme legte der junge Mann panisch seine Offiziersabzeichen ab und versteckte sich unter den vielen Kriegsgefangenen. Zu seinem Ungluck wurde er von einem seiner ehemaligen Kameraden erkannt und sofort verraten.

Bald darauf wurde der unrasierte Artillerieoffizier von den am besten ausgebildeten russischen Experten der Abwehr verhört. Alle seine Worte wurden sorgfältig niedergeschrieben, obwohl nur ein Teil dieser Dokumente veröffentlicht wurde.

Aus den Protokollen der ersten Verhöre lässt sich jedenfalls schließen, dass sich Jakow Dschugaschwili vor den Deutschen nicht erniedrigte.

Nach einiger Zeit jedoch wurde der in die Enge getriebene Artillerieoffizier zwangsläufig offener. Er hatte eine sehr schlechte Meinung von seiner eigenen Division und sogar von anderen Einheiten der Roten Armee, die unzureichend auf den Krieg vorbereitet waren. Er berichtete seinen Entfuhrern, dass sich die roten Kommandeure in Friedenszeiten und oft sogar im Kampf unangemessen verhielten.

Er fugte hinzu, dass die reichen Bauern, die Kulaken, die fruher „die Beschutzer des Zarismus und der Bourgeoisie“ gewesen seien, das Sowjetsystem dominierten.

Bei der Beantwortung von Fragen zu seiner Familie stellte sich heraus, wie lose seine Bindung zu seinem Vater war. Als Todesjahr seiner Stiefmutter Nadeschda Allulujewa gab er 1934 statt 1932 an. Auch das genaue Alter seines jungeren Bruders Wassili konnte er nicht nennen.

„Der Narr – er konnte sich nicht einmal selbst erschießen!“

Stalin erfuhr von der Gefangennahme seines Sohnes

Als er ein Paket von den Deutschen erhielt, das ein Foto seines Sohnes enthielt, beschwerte sich ein wutender Stalin bei seinem jungeren Sohn Wassili: „ Dieser Narr – er konnte sich nicht einmal selbst erschießen! “

Geruchten zufolge warf Stalin Jakow vor, er habe sich „feige“ dem Feind ergeben. Die nationalsozialistische Propagandamaschinerie uberschuttete die sowjetischen Schutzengräben umgehend mit Flugblättern. Darin hieß es, man versprach den unbewaffnet kapitulierenden roten Soldaten und Kommandeuren, mit Ausnahme von „Kommissaren und Juden“, eine gute Behandlung.

Mehrere Flugblätter zeigten ein Foto von Jakow Dschugaschwili, wie er die ihn umgebenden Wehrmachtsoffiziere anlächelte. Auf der Ruckseite einer der Propagandaschriften war die Kopie eines Briefes abgedruckt, den er an seinen Vater geschrieben hatte. Die Deutschen hatten ihn ihm unmittelbar nach seiner Gefangennahme abgenommen und auf diplomatischem Wege an den Adressaten weitergeleitet:

„Lieber Vater! Ich bin gefangen genommen worden. Mir geht es gut. Ich werde bald in ein Offizierslager nach Deutschland geschickt. Ich werde gut behandelt. Ich wunsche Ihnen viel Gesundheit. Gruße an alle. Jascha.“

Später im Krieg boten die Deutschen ihm den Austausch gegen einen gefangenen deutschen Offizier an, angeblich gegen Feldmarschall Friedrich von Paulus, der kurz zuvor in Stalingrad kapituliert hatte. Stalin lehnte diesen Deal jedoch entschieden ab und bestritt, einen gefangenen Sohn zu haben. (Später kursierte die Geschichte, Stalin hätte behauptet, er wurde keinen Feldmarschall gegen einen einfachen Soldaten eintauschen.)

In den folgenden Monaten konnten die deutschen Geheimdienste von Stalins ältestem Sohn, der vorubergehend in einer Berliner Villa bewacht wurde, kaum neue Informationen erhalten. Joseph Goebbels und seine Kollegen hoffen jedoch zunächst, ihn als Marionette in die russischsprachigen Propagandasendungen des Radios einbinden zu können.

Als ihr Plan scheiterte, wurde Jakow Dschugaschwili, dessen Nerven zu diesem Zeitpunkt offensichtlich am Ende waren, auf Befehl Himmlers in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, nachdem er zuvor einige Zeit in mehreren provisorischen Offizierslagern verbracht hatte.

Dort wurde Stalins ältester Sohn am späten Abend des 14. April 1943 unter bis heute ungeklärten Umständen erschossen. Einer weit verbreiteten Version zufolge verließ der Häftling unerwartet das Lager und beruhrte dabei absichtlich oder versehentlich den Stacheldrahtzaun. Daraufhin schoss einer der Wachen auf ihn.

Kurzlich freigegebene Akten zeigen, dass Dschugaschwili von einem Wachmann erschossen wurde, weil er sich weigerte, Befehle zu befolgen. Während Dschugaschwili im Lager umherging, wurde er unter Androhung der Erschießung zuruck in die Baracke beordert. Dschugaschwili weigerte sich und rief: „Schieß!“ Der Wachmann schoss ihm in den Kopf.

Jakow Dschugaschwili wurde vom Lagerwächter erschossen.

Es ist denkbar, dass er Selbstmord beging: Er hatte seit seiner Jugend Selbstmordtendenzen. Jedenfalls konnte er dem Druck der mit Kameras und Tonbandaufnahmen aus Berlin angereisten Besucher kaum standhalten.

Er geriet sogar in eine Schlägerei mit seinen englischen Mitgefangenen, die ihn abschätzig behandelten und ihm mehrfach körperliche Verletzungen zufugten. Angeblich war er am Tag seiner Ermordung in eine solche Auseinandersetzung verwickelt gewesen. So oder so, Stalin betrachtete dies als einen ehrenvolleren Tod, und Stalins Haltung gegenuber seinem Sohn milderte sich etwas.

LEAVE A RESPONSE

Your email address will not be published. Required fields are marked *